Die Sarkoptesräude ist eine ansteckende Hauterkrankung der Säugetiere, die durch spezifische Milben (Sarcoptes scabiei) verursacht wird, die in der obersten verhornten Hautschicht leben. Diese Krankheit kommt fast auf der ganzen Welt vor und äussert sich mit Haarverlust und Krustenbildung. In der Schweiz sind mehrere Wildtierarten von der Sarkoptesräude betroffen, hauptsächlich Fleischfressen und insbesondere die Rotfüchse. Die Sarkoptesräude wurde bei Wildschweinen nachgewiesen aber, im Unterschied zu Nachbarländern, noch nie bei freilebenden Wildwiederkäuern (Gämse, Steinböcke, Hirsche und Rehe).
Das FIWI überwacht und erforscht die Sarkoptesräude bei freilebenden Wildtieren schon seit 2000. Um Hinweise auf das Vorkommen, die zeitliche und räumliche Ausbreitung, das Wirtspektrum, die Ökologie und die Pathologie der Krankheit sowie die zwischenartlichen Übertragung (inklusiv von Tier auf Menschen) und die Genetik der Sarkoptesmilben wurden verschiedene komplementäre Ansätze angewendet. Dazu arbeitet das FIWI in enger Zusammenarbeit mit anderen Institutionen, nämlich der Dermatologie-Abteilung des Tierspital Bern (Vetsuisse Fakultät), sowie der Stiftung KORA (Raubtierökologie und Wildtiermanagement, Muri bei Bern), der Universität Turin und dem IZSVe (Institut für Tierseuchenbekämpfung der Venetien, Trento) in Italien. Zu den angewandten Ansätzen gehören eine ausgedehnte historische Literatursuche in vier Sprachen, pathologische Untersuchungen, eine Analyse von archivierten Sektionsberichte, genetische Untersuchungen, serologische Untersuchungen, jährlichen Umfragen bei Wildhütern und Jägern und eine Analyse von Fotofallen-Bildern.
Zurzeit wird eine Übersicht des Wirtspektrums der Sarkoptesräude in der Schweiz inklusiv die genetische Untersuchung von Milben, die aus Wildtieren isoliert wurden, vorbereitet. Diese Untersuchungen werden erlauben zu verstehen, wie Sarkoptesmilben aus verschiedenen Tierarten miteinander verbunden sind. Zusätzlich werden serologischen Untersuchungen (Nachweis von Antikörper gegen Sarkoptesmilben in Blutproben) bei Gämsen und Steinböcken aus der ganzen Schweiz durchgeführt. Diese Untersuchungen sollen eruieren, ob diese Wiederkäuer während ihrem Leben in Kontakt mit Sarkoptesmilben gekommen sind, ohne dass es zu klinische Zeichen geführt hätte.
Kontakt: Dr. med. vet. Simone Pisano, Associate Prof. Dr. Marie-Pierre Ryser