Obwohl die Populationsgrösse des Eurasischen Luchses (Lynx lynx) in der Schweiz leicht zunimmt, bleibt die Gesamtsituation besorgniserregend. Die häufigsten Todesursachen sind auf den Menschen zurückzuführen, wie z. B. Verkehrsunfälle und Wilderei. Juvenile Tiere sind besonders betroffen und die Sterblichkeitsrate ist relativ hoch. Unter anderem können sie aus verschiedenen Gründen zu Waisen werden: Sie können ihre Mütter verloren haben (Trauma, Wilderei, Krankheit), sie können aufgrund von Verletzungen oder Krankheiten nicht mehr ihren Müttern folgen, oder sie wurden aufgrund eines suboptimalen Gesundheitszustands verlassen.
Das FIWI führte eine retrospektive Studie über das Management von verwaisten Luchsen in der Schweiz von der Wiederansiedlung der Art in den 1970er Jahren bis 2019 durch. Diese Analyse hat es ermöglicht, die verschiedenen Managementmethoden, die im Laufe der Jahre eingesetzt wurden, zu beschreiben, jede dieser Methoden zu bewerten und zu versuchen, Empfehlungen für die Zukunft zu formulieren.
In den FIWI- und KORA-Datenbanken (www.kora.ch) konnten 120 Individuen (75 lebend gefundene und 45 tot gefundene) als "verwaist" identifiziert werden, nach Kriterien wie Alter (Jungtiere, die von ihrer Mutter abhängig sind), offensichtliche Abwesenheit der Mutter und Abmagerung (letzteres war ein besonders wichtiges Kriterium für tot gefundene Individuen). Das Management hat sich im Laufe der Jahre entwickelt, den verschiedenen Richtlinien des Bundesamts für Umwelt und deren unterschiedlichen "Luchskonzepten" entsprechend. Vier Managementmethoden wurden angewandt: Erlegung (32 Luchse), Platzierung in Zoos (8), Rehabilitation und Auswilderung (8) und Fütterung in der Wildnis (1).