Die Europäische Sumpfschildkröte ist stark gefährdet, vollständig geschützt und die einzige Schildkröte mit natürlichem Vorkommen in der Schweiz. Im Jahr 2010 fand die erste offizielle Wiederansiedlung in der Schweiz statt und seither werden regelmässig Tiere in die Wildnis entlassen, welche von offiziellen Züchtern (Papiliorama, SwissEmys, Tierpark Bern) aufgezogen werden. Die Gesundheit der Zuchttiere, sowie jener der wieder angesiedelten Tiere ist von großer Bedeutung, da sie als potentielle Infektionsquelle für andere Tiere in Frage kommen und so andere einheimische Reptilien und Amphibien gefährden können. Die Guidelines der IUCN verlangen denn auch eine genaue Untersuchung des Gesundheitszustandes einer wieder anzusiedelnden Tierart. Bis 2019 wurden vor der Freisetzung dieser Art in der Schweiz keine tiermedizinischen Abklärungen getätigt.
Im Rahmen einer Doktorarbeit wurden 2019 141 Sumpfschildkröten eingefangen und eingehend untersucht. Dabei wurden bildgebende Verfahren (Fotos, Röntgen und Ultraschall) angewendet, Blut- und Kotuntersuchungen durchgeführt, sowie die für Sumpfschildkröten wichtigsten bakteriellen und viralen Infektionserreger abgeklärt. Um ökologisch sinnvolle Rückschlüsse zu ziehen, war ein Vergleich der Ergebnisse zwischen bereits angesiedelten und in menschlicher Obhut lebenden Tieren ein wichtiger Teil des Projekts. Zusätzlich ermöglichte diese Studie umfangreiche Grundlagenforschung zu dieser Tierart. Auf der Basis und den Erkenntnissen des entwickelten Protokolls zur Untersuchung des Gesundheitszustandes werden die anzusiedelnden Sumpfschildkröten auch dieses Jahr und in Zukunft untersucht und weiterführende Studien zu wichtigen Krankheitserregern sind geplant.
Das Projekt wird von Dr. Francesco Origgi (FIWI) und Dr. Stefan Hoby (Tierpark Bern) geleitet und in Zusammenarbeit mit info fauna - karch und SwissEmys ausgeführt. Finanziell unterstützt wurde die Doktorarbeit zusätzlich durch Beiträge der Schweizerischen Vereinigung für Wild-, Zoo- und Heimtiermedizin (SVWZH), der Zebra Foundation und der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT).
Projektleiter: PD, Dr. med. vet. Francesco Origgi, Dr. med. vet. Stefan Hoby
Kontakt FIWI: Dr. Francesco Origgi und Katja Schönbächler